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Samstag, 27. Oktober 2012

Winterpause

Die Titlissaison ist definitiv vorbei, es sei denn, ein paar wilde planen eine Winterbegehung der Nordwand....

Im Tal waren die Bedingungen die letzte Zeit lauschig und angenehm. Dies nützte Matthias  aus und konnte Quattro stagioni am Bauch erstbegehen (Bilder hier). Auch Reto Aschwanden war aktiv und konnte die dritte Begehung von Peschmerga (8c+), nach Simon Wandeler und David Graham  einsacken.
Pic c Klaus Kranenbitter

Quattro stagioni, (8c) Engelberg Bauch
F.A. Matthias Trottmann 26.9.2012

Als Matthias Trottmann Ende September 2012 den Stand von Quattro stagioni einhängt, geht eine lange Geschichte zu Ende.

Die imposante, 40 m lange Tour am  "Bauch" war vor 9 Jahren eine der ersten Touren des Gebietes. Es blieb jedoch bei einigen zaghaften Versuchen. Zu schwer schien die namenlose Extremtour. Dazu kam, dass Matthias Trottmann in jenem Zeitpunkt einige weitere Neutouren einrichtete und erstbeging. So kam es, dass die Tour nie in seinen Fokus rückte. Jedes Jahr jedoch stieg er mindestens einmal in die Tour, um sich deren Schönheit zu vergewissern und zu sehen, ob die Zeit reif war.
So vergingen die Jahre.
Im Herbst 2010 widmete sich Matthias zum ersten Mal der immer noch jungfräulichen Tour. Es vergingen weitere zwei Jahre, bis  nach einigen intensiven Klettertagen im Frühling dieses Jahres, am 9. Versuchstag der ersehnte Durchstieg gelang.
Quattro stagioni teilt sich vier  Sequenzen auf, die sich in ihrer Felsbeschaffenheit sowie in ihren technischen Anforderungen erstaunlich unterscheiden.

Eine kleine Kostprobe:

Frühling- Steil und kräftig ist die erste Sequenz, und spätestens beim ersten guten Ruhepunkt bist du wach und hoffentlich noch frisch und saftig.

Sommer- Beschwingt geht's durch den kontinuierlich überhängenden zweiten Teil. Ein weiter Hakenabstand macht dir nichts zu schaffen, denn du bist bereits in luftiger Höhe und fühlst die Glückshormone steigen. Ein weiterer Ruhepunkt verschafft dir noch etwas Abkühlung.

Herbst- Nun heisst es, sich langsam aber sicher warm anzuziehen. Der Fels geht in stufiges Gelände über, die Schlüsselstelle naht. Ein letzter unbequemer Ruhepunkt bereitet dich mental auf bevorstehende, härtere Zeiten vor.

Winter- Der Wintereinbruch ist kurz und bündig. Kalte Temperaturen im Kopf, auf Finger und Fels sind unabdingbar. Deine angefressene Speckschicht schützt dich vor Schüttelfrost und lässt dich den Run-out zum Ausstieg in bestem Alpenkalk vergessen.


Dann endlich: 300m über dem Talgrund kannst du in die quattro stagioni beissen und dir alle vier Zutaten auf der Zunge zergehen lassen.

Geheimtipp: Bestelle die Pizza im Frühling oder Herbst bei Föhn.